Gott sprach: "Es werde Licht", aber Petrus fand den Schalter nicht

Seit knapp zwei Jahrzehnten fahre ich dem Rad zur Uni und Arbeit. Aus dieser Erfahrung kann ich sagen, dass eine gute Fahrradbeleuchtung das Radfahren nicht nur sicherer macht, sondern auch mehr Spaß bringt.

In den 90ern waren die Radlichter graue Plastikboxen mit dicken C Batterien und einem mechanischen Schiebeschalter und nicht mal Halogenlämpchen, die man an den Lenker oder Sattelstütze klemmte. Seit dem wurde die Technik ordentlich weiterentwickelt. Mein erstes gescheites Lichtsystem, das mehr als nur ein trübes Positionslicht war und den Namen auch verdiente, war die Sigma Sport Evo Halogen mit externer Batterie und zumindest einer helleren Halogenbirne. Danach nutze ich die Vorteile als Mitarbeiter in einem Fahrradladen aus und kam günstig an die Sigma Sport Powerled und schließlich die Karma Helmlampe.

Seit ein paar Jahren greife ich bevorzugt auf die Lampen des deutschen Herstellers Lupine Light Systems (externer Link) zurück. Das fing mit einer gebrauchten WIlma für Nachtfahrten an und die ergänzte ich für mein erstes 24h Rennen mit einer Piko. Luppine Lampen sind eher hochpreisig, aber der Service und die Qualität sind es das in meinen Augen wert. Ich hatte einmal einen Kurzschluss bei schwerem Regen, weil ich die Kabelverbindung zur Batterie etwas unglücklich positioniert hatte. Ich fragte unverbindlich nach einem Kostenvoranschlag für eine Reparatur Niemand fragte nach einem Kaufbelegt.. Man sagte mir ich sollte die Lampe zusammen mit einer Fehlerbeschreibung einschicken. Sie tauschen das PCB aus und informierten mich über jeden Schritt. Innerhalb von 5 Tagen erhielt ich die Lampe zurück, so gut wie neu und die mit eingeschickte Batterie hatten sie auch neu konditioniert. Ich habe lediglich einmal die Versandkosten bezahlt und die Lampe wurde kostenlos und ohne wenn und aber repariert.

Die zuvor genannten Lampen erleuchten die Umgebung schon sehr gut für eine rasante Trailfahrt bei Nacht, allerdings gibt es kaum eine Position, in der sie die anderen Verkehrsteilnehmer nicht blenden. Daher sind sie für die Verwendung im deutschen Straßenverkehr nicht zugelassen. Weswegen Lupine diese Lampen auch gerne für die Verwendung an Zeltstangen (statt Lenkern) bewarb und ein Scherzkeks in einem MTB Forum auch mal fragte, wie er eine dieser Lampen am besten an seinem Geländezelt befestigen kann.


Lupines erste STVO-konforme Fahrradlampe

Iin 2016 kündigte Lupine eine STVO-konforme Fahrradlampe mit der Abkürzung SL (engl. street legal - verkehrskonform) an. Deswegen verkaufte ich meine Wilma, die bis dato bei zahllosen Nachtfahrten und 24h Rennen meinen Weg ausleuchtete, und kaufte einen SL Lampenkopf (die Akkus sind kompatibel). Deren Linse ist asphärisch geschliffen, wie die modernen Nebelscheinwerfer an PKW, und schneiden deswegen den Lichtkegel nach oben hin scharf ab. Dadurch werden die 900 lumen Lichtstrom der Lampe in einem breiten gleichmäßigen Teppich vor das Rad projeziert und strahlen nicht ungenutzt in den Nachthimmel. Dadurch, dass das gesamte Licht den Weg vor dem Rad ausleuchtet, steht die SL quasi gleichauf mit nicht blendfreien Lampen mit dem doppelten Output. Die Ausleuchtung reicht auch angenehm weit zu den Seiten, was den Tunneleffekt reduziert und auch Kurven gut ausleuchtet.
Die SL hat zusätzlich eine automatische Umschaltung zu einem Tagfahrlicht, das sehr energiesparend ist. Ein Sensor auf der Rückseite des Lampenkopfes misst die umgebenden Helligkeit und schaltet bei Bedarf selbstständig zwischen Tag- und Nachtfahrmodus um .

Über den Schalter oben auf der Lampe, kann man verschiedene Presets wie z. B. Ecomodus auswählen und auch die Umschaltschwelle zum Tagfahrmodus neu programmieren.


Eine Fahrradlampe mit Fernlicht

Für 2019 verpasste Lupine der SL ein Update mit Bluetooth Fernbedienung (namens Peppi) und einem eigenständigen Fernlicht (AKA Trailmodus). Die Lampe wird dabei nicht einfach nur heller, sondern schaltet intern zusätzliche LED an, so dass Licht auch oberhalb der Helldunkelgrenze des Abblendlichts strahlt und dadurch mit 1300lm leuchtet.

Die Buchstaben SL auf der Rückseite der Lampe und die Taste mit dem Scheinwerfersymbol leuchten in blau, wenn man das Fernlicht anschaltet, wie beim Armaturenbrett in einem Auto. Da die Lampe hauptsächlich über die Peppi bedient wird, wanderte die Taste am Lampenkopf auf dessen Unterseite. Das reduziert zum einem das Risiko eines Wassereintritts in die Lampe und die Taste ist nun tatsächlich nur noch eine Notlösung.
Neben der BT Fernbedienung und dem Fernlicht gibt es noch einen anderen Grund zur SL AF zu wechseln: die deutlich bessere Energieeffizienz. Während die SL 16W für 900lm verbraucht, verbrät die SL AF 16W nur für das Fernlicht und zieht für das Abblendlicht mit 850lm nur 10W.

Die Peppi kommt werksseitig schon gepaired mit der Lampe und verbindet sich sofort mit dieser, wenn man den Lampenkopf an eine Batterie hängt. Es gibt eine große Taste mit Scheinwerfersymbol zum Ein- und Ausschalten des Lichts durch dreisekundiges Drücken und zum Umschalten zwischen Fernlicht und Abblendlicht. Zusätzlich gibt es noch eine kleine Taste, mit der man das Abblendlicht in einen Ecomodus schalten kann. Das Gehäuse der Peppi wird von 4 Schrauben auf der Rückseite zusammengehalten. Dort sind auch kleine Stege, die verhindern, dass die Peppi seitlich aus der Halterung rutscht.
Die BT Fernbedienung kann auch mit anderen Lupine Lampen verbunden werden und wird von einer einfach CR2023 Kopfzelle versorgt. Bisher habe ich die Batterie nur einmal ausgetauscht und das Paring ging dabei nicht verloren.

Die Trennung von Lampe und Batterie hat Vor- und Nachteile. Wenn die Lampe am Helm befestigt wird, zählt jedes Gramm und bei Lupine kann man den Akku mit einem Verlängerungskabel bequem im Rucksack oder der Trikottasche verstauen.
Ein großer Nachteil ist, dass man beides separat am Rad anbringen oder abnehmen muss. Mit dem zusätzlichen Problem, dass beides nicht in den Tiefen eines Rucksacks verloren gehen soll. Um Linse und Kabel der Lampe zu schützen, packe ich den Lampenkopf zusammen mit dem Akku eine ein Brillenetui mit einem flauschigen Innenbezug.


Mini-me

Im Juli verlor ich meine SL AF - Ich bin mir nicht sicher, ob sie abgefallen ist oder jemand nachgeholfen hat. Ich weiß nur, dass die Adapterplatte noch an meinem Rad war und die Lampe mit GoPro-Adapter nicht mehr.
Wie zuvor gesagt sind Lupine Lampen eine ordentliche Investition und als Frühaufsteher mit einer Stunde Fahrtzeit weiß ich gutes Licht sehr zu schätzen. Um etwas Geld zu sparen (bzw nicht so viel auzugeben), kaufte ich die kleine Schwester SL Nano AF. Sie ist nur knapp halb so groß, hat abgesehen von der Fernbedienung keine eigene Taste und bietet ein 700lm Abblendlicht und ein 1000lm Fernlicht. Gefühlt ist nur wenig Unterschied in der Helligkeit, allerdings ist der Lichtkegel der Nano etwas schmaler. Sie hat auch eine automatische Umschaltung von Tagfahrlicht zum Nachtmodus. Alle 30s oder so geht sie für einen Augenblick aus und ein interner Sensor misst die Helligkeit. Wenn diesem zu dunkel ist, schaltet er zum Nachtfahrlicht. Allerdings funktioniert die Umschaltung nur in diese Richtung. Man kann den Taglichtmodus aber auch durch längeres Drücken der Eco-Taste an der Peppi aktivieren.
Auf der Lupine website (externe Seite zu Lupine Lampenvergleich) gibt es einen guten interaktiven und anschaulichen Vergleich der Ausleuchtung, Leuchtweiten und Helligkeiten aller Lampen.


Zurück zur SL AF

Die Nano ist wirklich ein kompaktes Kraftpaket. Aber durch die zunehmend spätere Dämmerung und dadurch längere Fahrten im Dunkeln vermisste ich die breitere Ausleuchtung der SL AF.
Mitglieder der Deutsche Initiative Mountain Bike (DIMB e. V. ) erhalten bei einigen Onlineshops einen Rabatt. Für die SL AF konnte ich den Preis so um fast 50€ (etwas mehr als der doppelte Mitgliedsbeitrag) reduzieren. Die Lampe war trotzdem nicht günstig, aber mit der dunklen Jahreszeit vor der Tür habe ich lieber eine SL AF und verkaufe die SL Nano AF.

Es gibt noch eine leistungsstärkere große Schwester: Die SL AX mit bis zu 2200lm Fernlicht und 1300lm Abblendlicht. Warum habe ich nicht zur Abwechslung diese getestet?
Zum einen ist die SL AX deutlich größer, deutlich schwerer und deutlich teurer als die SL AF, die mir mehr als genug Licht bietet. Mir begegnen hin und wieder Motorroller, deren Scheinwerfer nicht so hell sind. Zudem gebe ich zu bedenken, dasss mit der höheren Helligkeit auch ein höherer Strombedarf bzw eine kürzere Leuchtdauer gegenüber steht.
Wenn ich für Trailfahrten wirklich mal die Nacht zu Tag machen will habe ich noch eine Piko Helmlampe mit 2100lm.

Mir sind ein paar Unterschied zwischen meiner neuen und meiner ersten SL AF aufgefallen:

  • Die neue hat jetzt einen Gewindeeinsatz aus Stahl, wo zuvor das Gewinde für die Halterung direkt in das Gehäuse geschnitten war. Dafür ist das Gewinde nur noch auf der linken Seite und vor hatte die Lampe beidseitig Gewinde für die Halterung.
  • Im Lieferumfang gab es eine zweite Halterung für größere Lenkerdurchmesser, falls man die Fernbedienung lieber nahe am Vorbau platzieren will
  • Die Möglichkeit zwischen einprogrammierten Preset zu wählen scheint es nicht mehr zu geben

Vergleich SL Nano AF vs SL AF

SL Nano AFSL AF
Fernlicht1100lm @ 14W1300lm @ 16W
Abblendlicht700lm @ 8W850lm @ 10W
Abblendlicht Eco450lm @ 5W
Tagfahrlicht2W1,5W
Abmessungen (Durchmeser x Länge)41 x 30mm50 x49mm
Gewicht65g100g
technische Daten für SL Nano AF und SL AF

Fazit

Die Lupine SL AF und die SL Nano AF sind beides starke Lampen in einem kompakten Gehäuse. Beide erhellen die Dunkelheit mehr als ausreichend und erhöhen als Tagfahrlicht die Sicherheit im Straßenverkehr. Die "nur" 2W fallen selbst im hellen Tageslicht noch gut auf.
Zusätzlich bieten beide Lampen

  • eine gleichmäßige blendfrei und warmweiße Ausleuchtung
  • Fernlicht und Abblendlicht
  • automatische Umschaltung zwischen Tagfahrlicht und Nachtfahrlicht
  • BT Fernbedienung
  • jede Menge an Befestigungsmöglichkeiten
  • es gibt e-Bike spezifische Versionen, die sich direkt mit dem Akku des Rades verbinden lassen
  • Fast jedes Teil kann durch Lupine ausgetauscht werden und für manche Lampen gibt es Upgradeplatinen und Linsensets

andererseits

  • die Lampen sind vergleichsweise teuer
  • Akkus kosten extra bzwl können in einem Bundle mit dem Lampenkopf gekauft werden

Direkt gefragt: Würde ich die SL AF wieder kaufen? Natürlich, das hab ich gerade gemacht.


DISCLAIMER: Ich arbeite für keine der genannten Firmen und werde auch sonst nicht in irgendeiner Form von Ihnen kompensiert. Ich habe alle Teile auf den Bildern von meinem eigenen Geld gekauft und ich erhalte keine sonstigen Vorteile für diesen Artikel.

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