Schotter mich

Ursprünglich kaufte ich meinen Shand Cycles Bahookierahmen als kurzgefedertes Hardtail neben meinem Trailfully. Zwischendurch erfüllte es diesen Einsatzzweck mit einer 120mm Federgabel, absenkbarer Sattelstütze und breiten 2,8"x650B Reifen hervorragend. Als ich jedoch begann täglich den kompletten Arbeitsweg damit zu bewältigen, mussten einige Teile ihren Hut nehmen.

Zuletzt war das Rad mit einer starren Carbongabel, einem Lenkeraufsatz, schnellen XC Reifen und einem ovalen 34Z Kettenblatt ausgestattet (größere Kettenblätter passen nicht an den Rahmen).
Das war mir für meinen straßenlastigen Arbeitsweg immer noch zu geländelastig. Bei der Suche nach Alternativen kam ich letztlich auf Gravelbikes: Die sind ja quasi Straßenräder mit breiterer Bereifung und man soll auch etwas aufrechter darauf sitzen. Bevor ich jedoch viel Geld für einen neuen Rahmen, Laufräder, etc. ausgebe, wollte ich erstmal testen, ob ich mich an einen Rennlenker anfreunden kann.

Also hab ich Teile zusammengesucht und folgendes bestellt:

  • Continental Terra Speed Protection 40x700C
  • GRX Brems-/Schalthebel
  • Wolftooth Tanpan
  • Jagwire Bremsleitung und Adapterkit
  • Procraft RR Pro Compact Rennlenker
  • Control Tech Falcon TRI aerobars
  • Deda Lenkerband

Reifen

Als altgedienter Mountainbiker sehen Reifen in 40x700C super schmal aus, selbst auf 25mm Felgen. Ich habe mich für die Continental Terra Speed ProTection Reifen entschieden, weil ich damit zwar hauptsächlich auf Asphalt unterwegs sein werde, ich mich allerdings auf reinen Slicks nicht sonderlich wohl fühle. Im Vergleich zu den Speed Kings lassen sie sich schneller beschleunigen und haben eine feines Summen beim Rollen. Durch die schmalere Bauform und den höheren Reifendruck fühlt sich die Fahrt etwas härter an.
ProTection heißt, dass die Reifen einen besseren Schutz gegen Durchstiche haben und der Gummi aus der sagenhaften Black Chili Compound besteht, die geringen Rollwiderstand, guten Grip und sehr gute Haltbarkeit in sich vereint. Mit der cremefarbenen Seitenwand sehen die Reifen noch etwas leichter aus und komplimentieren das Hellgrün des Rahmens.
Ich fahre sie schlauchlos und die Installation war wie aus dem Bilderbuch, da die Reifen von sich aus eng auf der Felge sitzen, ohne sich zu schwer aufziehen zu lassen. Ich könnte die Reifen vermutlich sogar mit einer Handpumpe aufblasen.

Hab ich schon erwähnt, dass ich den Geruch von neuen Conti-Reifen liebe?

Mullet-bremsen und Schaltung

  • Shimao GRX lever box
  • Shimao GRX levers inside box
  • Shimao GRX levers

Ich wollte die Einfachschaltung beibehalten und habe deswegen nur im rechten Hebel eine Schaltfunktion. Der linke Hebel ist dagegen für die Bedienung einer absenkbaren Sattelstütze ausgelegt und kann keinen Umwerfer schalten. Ich entschied mich für die RX810 Hebel, weil diese die ServoWave-funktion mitbringen, die den Leerweg, bis die Beläge Kontakt mit der Bremsscheibe haben, reduziert. Das ist nicht nur eine Nice-to-have Funktion, sondern für mich besonders wichtig, da ich diese mit XTR Bremssättel kombinieren will. Die habe ich noch von einem anderen Rad übrig und die würde gut zu einem Gravelrahmen passen, den ich vielleicht evtl. unter gewissen Umständen kaufen werde. Für die XTR Bremssättel benötige ich auch den Jagwire Schlauch und die Adapterkits. Ich brauch zwei verschiedene Kits, da kein einzelnes Kit alle nötigen Fittinge für diese Mulletbremse enthält.

Nicht nur die Bremse kombiniert Rennrad und MTB-Komponenten, sondern die Schaltung auch. Rennrad- und MTB-Schaltungen haben unterschiedliche Seilwege zwischen den Gängen und lassen sich daher direkt nicht sinnvoll kombinieren. Dafür habe ich den Wolf Tooth Tanpan gekauft, dass den Seilweg des GRX-hebels auf den des SLX Schaltwerks übesetzt.

Den Tanpan kann man entweder direkt am Schaltwerk einfügen oder mit einer kleinen Adapterhülse an jeder beliebigen Stelle zwischen Schalthebel und Schaltwerk. Durch das klevere Design wird der Schaltzug durchgehend um die Rolle gelegt und zwischendurch nur mit einer kleinen Schraube gesichert. Der Einbau ist super einfach und in weniger als 2min erledigt. Danach muss man nur noch den Schaltzug ans Schaltwerk klemmen und letzteres neu einstellen.

Die Kette klemmt etwas beim Schalten zu größeren Ritzeln, wenn die Kupplung am Schaltwerk an ist. Bis ich mal Zeit und Muse habe die Spannung der Kupplung etwas zurück zu drehen, lasse ich die Kupplung ausgeschaltet. Mir ging es primär darum, die Teile in dieser Kombination zum funktionieren zu bringen und das klappt einwandfrei. Alles weitere ist ein Bonus.
Ich verwende eine 12-Gang-Kassette und Schaltwerk mit einem 11fach Schalthebel. Da ich also einen Gang nicht schalten kann, habe ich den Schwenkbereich des Schaltwerks über die Anschlagschrauben begrenzt. Effektiv habe ich dadurch eine 1x11 Schaltung mit einem ovalen Kettenblatt mit 34 Zähnen und einer 46-10 Kassette. Das sollte fürs Pendeln locker ausreichen und auch einen kleinen Abstecher über Feldwege möglich machen.

Cockpit

  • Im ersten Schritt nahm ich den MTB Lenker aus dem Vorbau und setzt stattdessen den blanken Rennlenker ein. Ich tat das bevor ich eine der restlichen Teile auspackte, da ich sehen wollte, ob das überhaupt etwas für mich ist. Der Lenker hat einen kurzen Reach und Drop und ist nur 420mm breit. Die erste Biegung ist sehr eng gehalten, wodurch der Oberlenker eine gute Griffbreite hat. Trotzdem ist das im Vergleich zu den 740mm, die ich zuvor hatte, eine ordentliche Umstellung. Bei der ersten kurzen Tour fühlte es sich zwar ungewohnt, aber dennoch bequem an.

    Der Vorbau ist super kurze 45 mm lang, was natürlich eine ungewöhnliche Kombination mit dem Rennlenker darstellt. Meine Intention mit diesem Umbau war es, eine aufrechtere Position zu erhalten und damit Druck von den Händen und Schultern zu nehmen. Dadurch, dass ich den Rennlenker enger greifen kann, habe ich diese Ziel erreicht. Langfristig plane ich einen anderen Rahmen zu nehmen. Einen der insgesamt besser zum Einsatzzweck 'Gravelbike' passt und ein gutes Stück kürzer ist.

    Beim Einbau sind mir zwei Fehler unterlaufen:

    • Ich schnitt den Schlauch für die Vorderradbremse etwas zu kurz ab. 5-10 cm mehr wären besser gewesen
    • Ich wickelte das Lenkerband von oben nach unten. Dadurch zeigt die Kante des Bands gegen die Hand an der ersten Biegeung

    Die Aerobars von Control Tech haben genug vertikalen Abstand, so dass sie die Griffposition am Oberlenker nicht blockiern. Mir gefallen die kleinen Bögen nach unten, bevor die Enden der Extensions nach oben ansteigen, sehr. Dadurch lassen sich die Enden bequemer greifen. Ingesamt lässt sich die Grifflänge einfach einstellen und im Zweifelsfall kann man die Enden auch zueinander rotieren.
    Die Position der Armauflagen kann durch verschiedene Löcher unter den Polstern eingestellt werden. Langlöcher ermöglichen es auch die Auflagen zu drehen. Durch Einsetzen von Distanzstücken kann die Höhe des Aufliegers in 20mm Inkrementen verändert werden.

Abschließend fuhr ich eine kurze Runde, um die Beläge einzubremsen, den Lenker feinzujustieren und zu prüfen, ob sonst alles funktioniert wie es soll. Der erste Eindruck ist sehr gut, wenn auch ungewohnt. Mein Daumen sucht zum Schalten im ersten Moment nach den Hebeln unter dem Lenker, aber das wird sich mit der Zeit geben. Ich würde dennoch einen kürzeren Rahmen bevorzugen und die 40mm Reifen verlieren sich in der breiten 29er Gabel und Rahmen. Vielleicht kann ich da Anfang nächster Saison Abhilfe finden.


DISCLAIMER: Ich arbeite für keine der genannten Firmen und werde auch sonst nicht in irgendeiner Form von Ihnen kompensiert. Ich habe alle Teile auf den Bildern von meinem eigenen Geld gekauft und ich erhalte keine sonstigen Vorteile für diesen Artikel.

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